Methoden-Mix der Marienthal-Studie

Die Einleitung zu unserem Bericht erzählt von unserem Beschluß, die Lücke zwischen den nackten Ziffern der Statistik und den zufälligen Eindrücken der sozialen Reportage auszufüllen. Die Tatsache, daß wir uns unsere Position von Grund auf improvisieren mußten, hat im Rückblick gesehen, ohne Zweifel Früchte getragen. Wir versuchten, die Arbeitslosigkeit von allen Seiten zu erfassen. Drei Paare von Daten spielten in unserem Denken eine besondere Rolle. a) "Natürliche Quellen" wie die Buchhaltung des Konsumvereins (S. 48 f), Bibliothekstatistiken, Wahlziffern (S. 57 ff) wurden ebenso herangezogen wie Mahlzeitberichte und Zeitverwendungsblätter, die wir für unsere Zwecke speziell sammelten. b) Das andere Paar war entlang der Achse "subjektiv-objektiv" gedacht. Objektive Indikatoren waren Gesundheitsstatistiken (S. 53), Messungen der Gehgeschwindigkeit (S. 83 f); subjektiv waren die Äußerungen, die in persönlichen Interviews gesammelt wurden und z.B. die Grundlage für die Statistik der Haltungstypen bildeten, die in der Studie eine große Rolle spielen. c) Die dritte Dimension war: Statistik und einfühlende Beschreibung von Einzelfällen, die der Leser in jedem Kapitel der Studie finden wird. Es ist im Auge zu halten, daß objektives ebenso wie subjektives Material sowohl statistisch wie "klinisch" behandelt werden kann....

Wir sind alle Wege gegangen, die uns unserem Gegenstand näherbringen konnten. Das Erlebnis der Arbeitslosigkeit trat uns in den Mitteilungen der Arbeitslosen selbst entgegen: in ihren gelegentlichen Äußerungen, in ausführlichen Antworten auf unsere Fragen, in den Erzählungen der Gemeindefunktionäre, in zufällig gefundenen Tagebuch- und Briefmaterial. Die objektiven Daten fanden wir z.T. schon vor: im Konsumverein, auf der Gemeinde, in den Vereinen. Zum Teil mußten wir sie uns selbst beschaffen in der Form von Eßverzeichnissen, Zeitverwendungsbogen, Beobachtungskontrollen und dergleichen mehr.

Quelle: Jahoda u.a.: Die Arbeitslosen von Marienthal, op.cit. S. 15 u. 24.