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ViLeS 1 > I Einführung in die deskriptive statistische Datenanalyse > I-1 Die empirischen Grundlagen der Statistik > Der Forschungskontext der statistischen Datensammlung

Der Forschungskontext der statistischen Datensammlung im Modul I-1 Die empirischen Grundlagen der Statistik

Vorbemerkung

In diesem Modul werden die praktischen und methodischen Dimensionen der statistischen Datensammlung diskutiert.
Die Beachtung der im Erhebungsinstrument implizierten Probleme darf nicht unterschätzt werden, etwa nach dem Motto "Wir basteln uns einen Fragebogen". Deshalb stellen die folgenden Ausführungen nur eine rudimentäre Annäherung an das Thema dar. Für eine ausführlichere Darstellung der empirischen Ansätze sei deshalb auf die Komponente ViLeS - 0 "Empirische Forschungsmethoden" verwiesen. Im Folgenden wird:

  • im ersten Arbeitsschritt der Kontext der statistischen Analyse geklärt, d.h. die konkrete Situation, aus der heraus sich die Notwendigkeit für die Beschaffung statistischer Informationen ergibt.

  • Danach wird der Weg vom Informationsproblem zur Datenerhebung (der empirisch-statistische Informations- und Forschungsprozess) in seinen einzelnen Schritten mit den jeweils spezifischen Anforderungen untersucht.

  • Schließlich werden im dritten Teil die methodologischen Vorgaben und Implikationen der Erstellung eines, meist standardisierten Fragebogens expliziert.

1. Der Theorie-Empirie-Praxis-Bezug

In der Regel resultiert die statistische Datenerhebung aus einem konkreten Entscheidungsproblem. Dieses bezieht sich explizit oder implizit auf ein definiertes Aktionsfeld ("Realität"), hier z.B. auf einen Betrieb.

  • Auf der Handlungsebene ("Praxis") werden die Aktionsparameter zur Gestaltung des Feldes definiert und eingesetzt.

  • Dazu werden die relevanten Informationen auf der Wahrnehmungsebene ("Empirie") aufgenommen und

  • auf der Erklärungsebene ("Theorie") in einem Kausalmodell in Ursache-/ Wirkungsrelationen miteinander verknüpft.

Theorie und Empirie als spezifische Zugangsweisen zur Realität (vgl. Abb. 1.1, oberes Dreieck, gestrichelte Linien) stehen in einem interdependenten Zusammenhang (vgl. ebenda).
Dieser Zusammenhang konkretisiert sich unter den angestrebten, empirisch-statistisch legitimierten Einwirkungen auf die betriebliche Realität. Die Komplexität des dreipoligen "Theorie-Empirie-Praxis-Schema" prägt somit die Konstruktion und den Einsatz der Erhebungs- und Analyseverfahren.

Abbildung 1-1: Die empirisch-statistischen Methoden im betrieblichen Handlungsfeld

Statistik im Kontext

2. Das Theorie-Empirie-Statistik-Verhältnis

Sobald das Aktionsfeld quantitative Strukturen aufweist, ist die Beziehung zwischen der "Empirie" und der "Theorie" um die Komponente "Statistik" zu erweitern (vgl. Abb. 1.1, unteres Dreieck). In diesem dreipoligen "Theorie-Empirie-Statistik-Schema" sind die empirisch-statistischen Methoden im Folgenden zu entwickeln.
Die Datenerhebung basiert somit auf einem methodologisch komplexen Vorgang, dessen sorgfältige Konzipierung und einwandfreie Durchführung eine fundamentale Voraussetzung für die Gewinnung aussagefähiger Daten darstellt.

3. Erkenntnistheoretische Aspekte der Datensammlung

Empirische Forschung ist i. A. nicht unvoreingenommen möglich.

  • Die Wahrnehmungspsychologie kennzeichnet den menschlichen Erfahrungsprozess als dreifachen Selektionsprozess

    • der selektiven Zuwendung,

    • der selektiven Wahrnehmung und

    • der selektiven Verarbeitung (Speicherung)

    des Wahrgenommenen.

  • Für die menschliche Erfahrung gilt, dass die Selektionsprozesse automatisch ablaufen und unbewusst von den vorausgegangenen Erfahrungen gesteuert werden.

  • Die wissenschaftliche Erfahrung unterscheidet sich von der alltäglichen weder durch den selektiven Zugriff auf die reale Welt noch durch den Rückbezug auf vorangegangene Erfahrung. Relevanz und Objektivität empirischer Ergebnisse basieren allerdings fundamental auf der Transparenz und wissenschaftliche Steuerung der Selektionsprozesse selbst.

4. Methodische Konsequenzen der erkenntnistheoretischen Vorgaben

Empirische und statistische Methoden sind demnach auf das Fundament der Theorie zu gründen, d.h. auf die wissenschaftliche Aufbereitung des Untersuchungsfeldes, und der Einhaltung methodologischer Kriterien verpflichtet.

Dieses beinhaltet:

  • eine theoretisch fundierte Konkretisierung der problemorientierten Fragestellung,
  • die Festlegung sachgerechter Merkmalsdimensionen,
  • eine entsprechende Auswahl der relevanten Untersuchungsobjekte und
  • die Bestimmung des adäquaten Erhebungsverfahrens.

5. Die theoretische Fundierung

  • Zu Beginn des Forschungsprozesses sind Ausmaß und Struktur der benötigten Informationen meist eher unscharf und bedürfen einer genaueren Eingrenzung. Unter methodologischen Aspekten ist die theoretische Fundierung der empirischen Arbeit deshalb unumgänglich.

  • Sie besteht in der Sichtung der bisher zum Thema oder zu vergleichbaren Fragestellungen vorliegenden empirischen Daten und in der Rezeption der Fachliteratur hinsichtlich der theoretischen Dimensionen, begrifflichen Strukturierungen und kausalanalytischen bzw. funktionalen Zusammenhängen. Daraus sind die den Gegenstandsbereich kennzeichnenden theoretischen Konstrukte, Definitionen und Interdependenzen als Arbeitshypothesen abzuleiten.

  • Recherchen nach anderweitig verfügbaren Informationen und Überlegungen zur Dimensionierung des Problems sind nicht nur notwendig, um die relevanten Informationen zu erhalten, sondern ebenso um die Kosten niedrig zu halten und die Befragten nicht über Gebühr zu belasten.

  • Die Auseinandersetzung mit der Fachliteratur ergibt darüber hinaus i. A. auch schon genauere Hinweise auf die relevanten Untersuchungsobjekte und mögliche Untersuchungsverfahren.

6. Die Operationalisierung

  • Die i. A. komplexen und abstrakten Begriffe der Theorie sind auf der konkreten Ebene nicht unmittelbar messbar. Im Prozess der Operationalisierung werden sie in den Begriffen der Beobachtungssprache reformuliert, d.h. so formuliert, dass das, was sie bezeichnen, direkt beobachtet oder erfragt werden kann.

  • Meist kann ein theoretischer Begriff nicht durch ein einziges Item (durch ein einziges beobachtbares Merkmal) operationalisiert werden. In diesem Fall erfolgt die Messung durch ein ganzes Bündel theoretisch stichhaltiger, messbarer Indikatoren .

  • Die Qualität der Operationalisierung ist Voraussetzung für die Gültigkeit eines Messinstrumentes und seiner Ergebnisse. Unter der Gültigkeit (Validität) von Ergebnissen versteht man das Ausmaß, in dem diese tatsächlich das beinhalten, was erfasst werden soll. Validität bezeichnet somit den Aspekt der korrekten Umsetzung der theoretischen Vorgaben in ein Messkonzept aber auch die erfolgreiche Rückkopplung der Messergebnisse auf den Untersuchungskontext.


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letzte Änderung am 5.4.2019 um 5:44 Uhr.

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